Neue Galerie Graz zeigt erstmals Renate Krammers Videoarbeiten

Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

Zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion

Die aktuelle Ausstellung im studio der Neuen Galerie Graz im Joanneumsviertel zeigt – bei freiem Eintritt – bis 16.06. unter dem Titel slow motion erstmals ausschließlich Videoarbeiten der Künstlerin Renate Krammer. Bekannt für ihre Arbeiten, die von Linien, Strichen und Wiederholungen dominiert sind, hat Krammer über Jahre hinweg auch immer wieder fotografiert: Es sind beiläufig anmutende Fotos – Wolken, Wasser, Schnee, Gewächse, Schatten –, die die Künstlerin festgehalten hat. Manchmal werden diese unzähligen Fotos in Serie als Video präsentiert. Zusätzlich entstanden Videos von Bewegungsabläufen, deren Erscheinung ebenso auf maximale Reduktion ausgerichtet ist – Gehen im Schnee, fließendes Wasser, die sich langsam öffnende Blüte einer Nachtkerze.

Abstraktion in slow motion

Krammers Videos sind in ihrer Beiläufigkeit zwar lesbar, grenzen aber beinahe ans Abstrakte. Wenn sie die abstrakte Struktur der horizontal angeordneten Linien in der Zeichnung bis zu einer gewissen Lesbarkeit getrieben hat, so scheint es hier umgekehrt zu sein. Die banalen, nahezu sinnentleerten Visualitäten bekommen neue Bedeutungen: Das Gehen im Schnee, die Wasseroberfläche, das sich ständig bewegende Insekt, all das wird plötzlich bedeutsam, bekommt durch die mediale Wiedergabe Metaebenen, die zuvor nicht vorhanden waren.

Renate Krammers Videos spielen zwar seit Beginn ihrer künstlerischen Tätigkeit eine Rolle, jedoch eher auf experimenteller Ebene. „Eine Ausstellung nur mit Krammers Videos stellt zweifellos ein Experiment dar, eröffnet aber gleichzeitig auch Möglichkeiten, ihre Zeichnungen in einem größeren inhaltlichen Zusammenhang zu sehen und ihnen gleichsam zusätzliche Bedeutungsebenen abzugewinnen. Das scheinbar Gegenständliche nähert sich dem Abstrakten an“, betonte Kurator Günther Holler-Schuster bei der Eröffnung.

Im Realen die Kunst sehen

Diese Bilder kann man mit Krammers gezeichneten Linien vergleichen, sie folgen einer ähnlichen Intention. Man hat den Eindruck, als würde hier ein Zustand beschrieben werden, in dem die Realität selbst als Kunst gesehen wird. Das Reale hat Einfluss auf die Kunst. Die Schritte im Schnee sind nicht einfach Teil der Dokumentation eines Prozesses, sondern sie werden zu einer abstrakten Struktur aus Raum, Zeit und Bewegung. In der Monotonie – sowohl des Visuellen als auch des Akustischen – ergibt sich die neue Inhaltlichkeit.

Im Rahmen der Eröffnung wurde auch das Buch LINIEN – LINES 3 präsentiert, das als dritter und letzter Band einer bisherigen Werkschau fungiert. Alle drei Bände sind auch in der Collector’s Edition LINIEN – LINES 1–3 im Schuber mit Originalgrafik, 19 x 25 cm, erhältlich. Beide sind im renommierten Verlag Keiper erschienen.

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Renate Krammer. slow motion

27.04.–16.06.2019

studio, Neue Galerie Graz, Joanneumsviertel, 8010 Graz

www.neuegaleriegraz.at